Workshop: Veloförderung bei Jugendlichen

Parallel zum DEFI VELO-Final und anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Aktion DEFI VELO haben wir einen Workshop zum Thema „Veloförderung bei 15- bis 20-Jährigen: Stand und Perspektiven“ organisiert. Da wir in der Schweiz seit 10 Jahren mit der Aktion DEFI VELO bei Jugendlichen aktiv sind, wollten die Thematik vertiefen und einen Einblick in die nationale Forschung über das Velo und in weitere Velo-Aktionen gewinnen.

Etwa zwanzig Personen trafen sich nach dem Start der Velo-Orientierungsfahr der Jugendlichen am DEFI VELO Final auf dem Bundesplatz. Gemeinsam liefen alle Teilnehmenden zum Vatter Business Center in unmittelbarer Nähe des Bundesplatzes. Philipp Schweizer, Gründer von DEFI VELO, und Delphine Klopfenstein, Vizepräsidentin von Pro Velo Schweiz und Nationalrätin, begrüssten die Teilnehmer*innen und stellten den historischen Kontext her.

Professor Patrick Rérat vom Observatoire universitaire du vélo et des mobilités actives (OUVEMA) an der Universität Lausanne hielt anschliessend einen ersten Vortrag mit dem Titel „Le vélo chez les jeunes: tendances et enjeux (Das Velo bei Jugendlichen: Trends und Herausforderungen)“. Seine Forschung zeigt die Velonutzung durch Jugendliche auf und zeigt Gründe auf, die erklären, warum Jugendliche in den letzten Jahren weniger Velo fahren.

Ein Grund zur Abnahme der Velonutzung bei Jugendlichen ist die Sicherheit im Strassenverkehr, da sich die Zahl der Verkehrsteilnehmenden zwischen 1980 und 2015 verdoppelt hat. Zudem scheint die Konkurrenz durch andere Verkehrsmittel, in erster Linie öffentliche Verkehrsmittel eine Rolle zu spielen oder die Verlagerung der Freizeitaktivitäten in die Nähe des Wohnorts. Die gute Nachricht ist jedoch, dass in der Schweiz weiterhin fast jedes Kind Velo fahren lernt. Dies zeigt eine Studie aus Yverdon. 98% der befragten Jugendlichen gaben an, Velo fahren als Kind gelernt zu haben.

Patrick Rérat sprach auch über die Bedeutung eine Velosystems, das für Alle zugänglich ist. Dies bedeutet: Jeder Mensch hat ein Mobilitätspotenzial, das mit dem Zugang zum Velo (Jedermann*frau besitzt ein Velo), den Kompetenzen/dem Wissen (Velokurse, Velo-Prüfung, Tipps zum Velofahren) und der Aneignung/dem Wollen (Werbekampagnen, Gelegenheiten ein Velo zu testen, wie z.B. bei DEFI VELO) zusammenhängt.

Das Velosystem besteht jedoch auch aus einem territorialen Aufnahmepotenzial im Raum. Sprich es braucht die nötige Infrastruktur, um Velo zu fahren. Die Routen müssen sicher sein, für alle Altersklassen gerecht (also kein Velostreifen auf der Strasse für kleine Kinder) und das Velo soll als Verkehrsmittel in die Schulordnung aufgenommen werden.

Als Take home message nehmen wir mit, dass das Erlernen des Velofahrens in der Schweiz etabliert ist und es deshalb wichtig ist, vom „spielerischen“ zum „nutzerorientierten“ Velofahren überzugehen, indem das Velofahrpotenzial der Jugendlichen sowie das Aufnahmepotenzial des Raums entwickelt werden.

Die zweite Präsentation wurde von Silas Hobi, Generalsekretärin von umverkehR, gehalten und hatte das Thema „Bringt die Jugend die Velorution?“ Silas Hobi stellte sich die Frage, was es braucht, damit Jugendliche Spass am Velofahren haben? Seiner Schlussfolgerung nach brauchen Jugendliche eine gute und sichere Infrastruktur, was leider in der Schweiz nicht immer der Fall ist: Einige Bild-Beispiele für absurde oder gar gefährliche Velowege unterstützten diese Aussage. Anschliessend zeigte er Beispiele von Massnahmen in der Stadt Groningen und der Stadt Paris, die aktiv die Infrastruktur velofreundlich gestaltet haben. In Paris wurde die Rue de Rivoli genannt, die seit 2020 eine Fussgänger- und Velozone ist, während sie früher hauptsächlich von Autos genutzt wurde. Für Silas Hobi ist Aktivismus, insbesondere über die Kidical mass und die Critical mass, unerlässlich, um mehr Infrastruktur und mehr Sicherheit zu erreichen.

Katharina Endes, Co-Projektleiterin von DEFI VELO, stellte anschliessend VeloLab vor, das neue digitale Lehrmittel für Lehrer*innen der Sekundarstufe I und II. Sie stellte die Website mit ihren vier grossen Themenbereichen vor: das Velo als Fortbewegungsmittel, Sicherheit, Gesundheit& Klima und Mechanik. Philipp Schweizer, der auch als Moderator fungierte, holte die Redner*innen anschliessend auf die Bühne zurück. Es entstand eine anregende Diskussion mit Fragen und Anmerkungen aus dem sehr aktiven Publikum. Der Nachmittag endete mit einem gemütlichen Apéro mit Blick vom Dach des Gebäudes auf den Bundesplatz.

DEFI VELO dankt allen Teilnehmer*innen für den guten Austausch während des Workshops, den verschiedenen Redner*innen für ihre Beiträge und freut sich darauf, auch in Zukunft das Velofahren bei Jugendlichen zu fördern.